Das Thema Impfen weckt Emotionen: Umso wichtiger ist es, die damit zusammenhängenden Fragen ruhig und sachlich zu behandeln. Wir plädieren für einen INDIVIDUELLEN Impfentscheid und ermutigen alle, sich für die eigene Aufklärung und Meinungsbildung die nötige Zeit zu nehmen.
Impfung ist nicht gleich Impfung. Es gibt unterschiedliche Formen oder Strategien, eine immunlogische Kompetenz aufzubauen, die den Körper darauf vorbereitet und ihm dabei hilft, eine echte Infektion abzuwehren.
Aktive Immunisierung: Am meisten verbreitet ist die Immunisierung durch die Gabe eines ABGESCHWÄCHTEN Krankheitserregers. Totimpfstoffe enthalten abgetötete Erreger oder Teile davon. Beispiele sind die Impfungen gegen Grippe, Pertussis (Keuchhusten) und Polio (Kinderlähmung). Bei der Gabe von abgeschwächten lebenden Erregern spricht man von Lebendimpfstoffen. Dazu zählen die Impfstoffe gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken.
Passive Immunisierung: Eine andere, seltene Form der Immunisierung besteht darin, dem Immunsystem direkt die Munition (Antikörper) zu liefern. Angewendet wird die passive Immunisierung zum Beispiel bei einer drohenden Tollwut-Infektion, nach einem Biss durch ein verdächtiges Tier. Da die gespritzten Antikörper rasch aufgebraucht und abgebaut werden, hält ein solcher Impfschutz allerdings nur wenige Wochen.
Konjugatimpfstoffe: Diese Impfstoffe koppeln den Wirkstoff an ein Proteinträgermolekül. Diese Koppelung soll die Immunreaktion verstärken. Beispiele sind die Konjugatimpfstoffe gegen Pneumokokken und Meningokokken.
mRNA-Impfstoffe: Eine ganz andere Strategie verfolgen die neuartigen mRNA-Impfstoffe. Sie liefern den Körperzellen Teile der Erbinformation eines Virus. Damit erhalten die Zellen den Bauplan, um selber einen Teil des Virus zu produzieren. Im Falle der COVID-Impfungen bilden sie das Spikeprotein an der Virusoberfläche. Gelangen die selbst gebauten Spikeproteine ins Blut, aktivieren sie das Immunsystem und provozieren die Bildung von Antikörpern.
Gemäss dem Schweizerischen Impfplan 2025 sollen folgende Basisimpfungen bei Säuglingen und Kleinkindern (0-3 Jahre) für eine Grundimmunisierung sorgen:
Hinzu kommen Basisimpfungen bei Jugendlichen:
Sowie Auffrisch- und Nachholimpfungen bei Erwachsenen:
Basisimpfungen sollen die breite Bevölkerung schützen. Zusätzlich werden speziell älteren Menschen (ab 65 Jahren) ergänzende Impfungen empfohlen:
Weitere spezielle Impfempfehlungen gelten für Risikogruppen wie Schwangere, Frühgeborene, chronisch kranke und/oder immunsupprimierte Personen. Ausserdem für Personen, die in Endemiegebiete reisen oder sich beruflich exponieren (Hepatitis A, Tollwut, Typhus, Gelbfieber, Meningokokken).
Alle Totimpfstoffe (COVID, Diphtherie, FSME, Gürtelrose, Hepatitis A/B, Hib,
HPV, Influenza, Keuchhusten, Meningokokken, Pneumokokken, Polio, RSV, Tetanus) enthalten Hilfsstoffe (Adjuvantien), die die Wirkung der Impfstoffe verstärken sollen.
Aluminiumsalze: Die klassischen Impfstoffe enthalten als Adjuvantien meistens Aluminiumsalze. Diese werden vom Immunsystem als Gefahrensignale wahrgenommen und verstärken dessen Reaktion.
Lipidnanopartikel: Die neuartigen mRNA-Impfsoffen enthalten Lipidnanopartikel. Diese Adjuvantien haben die Aufgabe, die mRNA-Moleküle in die Körperzellen einzuschleusen. Sie fungieren als ein Trägersystem, das den Impfstoff unbeschadet bis zu seinem Bestimmungsort begleitet.
Epidemiologische Evidenz: Impfungen haben einige Erkrankungen ganz oder fast ganz ausgerottet. So sind die Pocken seit 1980 verschwunden. Die Fälle von Polio (Kinderlähmung) sind um 99 Prozent zurückgegangen.
Reduktion der Krankheitslast: Impfungen sind die kosteneffektivste Massnahme im Interesse der öffentlichen Gesundheit (Public Health).
Nutzen für den Einzelnen: Studien zeigen, dass Impfungen schwere Komplikationen von Infektionskrankheiten reduzieren können.
Gemeinschaftsnutzen: Impfungen leisten einen Beitrag zur sog. Herdenimmunität, von der alle profitieren, Geimpfte wie Ungeimpfte.
Auch dieses Argumentarium reduzieren wir auf vier Punkte, ohne das Thema Adjuvantien (siehe Frage 3) zu wiederholen.
Reaktionen auf die Impfung: Impfungen verursachen bei jeder zweiten Person eine Entzündung an der Injektionsstelle; es kommt zu Rötung und Schwellung. 10 bis 30 Prozent haben nach einer Impfung systemische Beschwerden wie Fieber, Muskelschmerzen oder Fatigue.
Seltene gravierende Nebenwirkungen: Selten kommt es nach Impfungen zu einer teils lebensbedrohlichen allergischen systemischen Immunreaktion (Anaphylaxie) oder zum Absinken der Anzahl Blutplättchen; eIn Manko an Blutplättchen (Thrombozytopenie) hat Einfluss auf die Blutgerinnung. Weitere Bespiele für gravierende Nebenwirkungen sind das Guillan-Barré-Syndrom nach der Grippeschutzimpfung oder die Myokarditis (Herzmuskelentzündung) nach mRNA-Impfungen.
Körperverletzung: Jede Impfung ist eine Körperverletzung. Sie bringt Fremdstoffe direkt ins Körpergewebe gesunder Menschen, unter Umgehung der Schleimhautbarrieren. Jede unfreiwillige Impfung ist mit dem menschlichen Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit unvereinbar, das gilt auch für Impfungen von Säuglingen und Kindern, die keine Mitsprache haben.
Autoimmunerkrankungen: Impfungen von Säuglingen erfolgen in einer sensiblen Entwicklungs- und Aufbauphase des noch unreifen Immunsystems und stehen im Verdacht, zu Autoimmunerkrankungen zu führen.
Weltweit erhalten heute rund 80 Prozent der Kinder eine Form der Basisimpfung. In dem Masse, wie seit 1950 Infektionskrankheiten dank Impfungen zurückgegangen sind, haben Autoimmunstörungen und -krankheiten zugenommen. Dieser Zusammenhang gibt zu denken.
Grundsätzlich aber handelt es sich um den Zusammenhang von Statistiken. Eine statistische Korrelation beweist noch keinen kausalen Zusammenhang. Es gibt einige andere Faktoren, die für die Zunahme von Autoimmunerkrankungen als Erklärung dienen können, wie etwa Ernährungsgewohnheiten, die dem Mikrobiom und damit auch dem darmassoziierten Immunsystem massiven Schaden zufügen.
Gemäss Impfplan ist ein ganzes Dutzend Basisimpfungen im Säuglings- und Kleinkindalter unterzubringen. Doch hier gilt nicht «je früher, desto besser».
Zur informierten Impfentscheidung gehört auch, dass Sie sich als Eltern nicht unter Zeitdruck setzen lassen und die Freiheit wahrnehmen, die Termine und die Intervalle so zu legen, wie Sie es für das Wohl des Kindes verantworten können. Dabei wird Sie eine verständnisvolle Kinderärztin oder ein verständnisvoller Kinderarzt fachkundig begleiten.
Beim Thema Impfen bewegen wir uns immer im Spannungsfeld von individueller Autonomie und dem Gemeinschaftsinteresse. Wir sind hier wie bei keiner anderen medizinischen Massnahme gefordert, unser Verhältnis zu den Mitmenschen zu bedenken.
Wichtig: Der Impfplan formuliert Empfehlungen, keine Zwänge. Wenn Sie sich nach reiflichem Abwägen der Vorteile und der Risiken gegen Impfungen entscheiden, ist diese Entscheidung zu respektieren.
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Dieser Blogartikel entstand im Rahmen des Vortrags «Impfen pro und contra – Perspektiven für eine informierte Entscheidung» des Gesundheitsforums vom 17.09.2025.
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