Eigentlich sollte ich hier von zwei Projekten sprechen, denn neben dem Ersatzbau für das Haus Wegman erstellen wir auch ein neues Heilmittellabor. Das hat die Komplexität des Ganzen noch erhöht, wurde aber erforderlich, da sich die Heilmittelherstellung bisher in einem Gebäude befindet, das auf dem Baugelände der künftigen Klinik steht. Doch der Reihe nach.
Im Sommer 2019, ich war seit gut zwei Jahren in das Neubauprojekt involviert, mussten wir unser damaliges Projekt «Schmetterling» beenden. Dieser Projektentwurf gewann im Herbst 2018 den anonymen Architekturwettbewerb, der im Quartierplanreglement verlangt war. Wir hatten das Projekt erwartungsvoll und mit grossem Elan begonnen, doch mit Abschluss des Vorprojekts wurde deutlich, dass sich dieses nicht in unserem vorgegebenen Kostenrahmen verwirklichen lassen würde. Uns war und ist die finanzielle Nachhaltigkeit wichtig, weshalb wir das Projekt abgebrochen haben. Und nun? Was jetzt?
An dieser Stelle haben wir uns – Klinikleitung und Verwaltungsrat – Zeit genommen, um das Projekt grundsätzlich neu zu beurteilen. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie ein Klinikneubau mit unseren Rahmenbedingungen ermöglicht werden kann.
So besannen wir uns auf die Ideen, die uns auf verschiedene Weise und zu unterschiedlichen Zeitpunkten zugetragen worden waren, in einem anonymen Wettbewerbsverfahren aber nicht gesondert hatten berücksichtigt werden können. Eine dieser Ideen war die vom Bauen mit Holz100. Wir haben uns bewusst für diese Ideen geöffnet und viele Menschen getroffen, unter anderem auch Erwin Thoma. Als wir uns mit seinem Thema «Holz100» und den entsprechenden Studien auseinandersetzten, stellten wir fest, dass seine Idee perfekt zu unseren Werten passt.
Wir haben nun einen anderen Weg genommen: Statt ein anonymes Projekt umzusetzen, haben wir für die Idee, ein nachhaltiges Spital mit begrenzten Mitteln zu bauen, Menschen gesucht, die die Fähigkeiten dazu mitbringen und Lust auf einen gemeinsamen Weg haben. Uns war klar, dass das Budget weiterhin knapp bemessen ist und unsere Erwartungen an den Neubau hoch sind. Deshalb brauchten wir Menschen, die diese Idee unterstützen und gemeinsam mit uns ein Projekt erarbeiten wollten.
Im Herbst 2019 führten wir einen Workshop in Brunnen durch. Der Ort war nicht zufällig gewählt – ganz in der Nähe hat «Holz100 Schweiz» seinen Sitz. Die zentrale Frage des Workshops war: Wer ist bereit, mit uns ein solches Projekt zu stemmen? Die Ausgangshypothesen waren Holz100 und heilende Architektur. Wir haben diese Themen gemeinsam eruiert, und es kristallisierte sich eine Gruppe von Baufachleuten heraus, die das Pionierprojekt mit uns wagen wollten. Und ein Pionierprojekt ist es in der Tat, denn es gibt noch kein Spital in dieser Bauweise.
Zudem musste das Projekt unbedingt im Kostenrahmen bleiben. Das wollten wir wohlüberlegt in Angriff nehmen und prüfen, ob und wie es sich umsetzen lässt. Deshalb gaben wir zunächst eine Machbarkeitsstudie in Auftrag mit der Frage: Sind eine Klinik und ein Gebäude für die Heilmittelherstellung mit Holz100 und im für uns finanzierbaren Kostenrahmen realisierbar? Im Sommer 2020 bestätigten uns die involvierten Experten, dass diese Machbarkeit gegeben ist.
Aus der Arbeit an der Machbarkeitsstudie entstand auch der Wunsch der beteiligten Architekten, die weiteren Schritte innerhalb einer Arbeitsgemeinschaft (ARGE) machen zu können. Für uns war das zugleich ein Signal dafür, dass die verschiedenen Fachleute in eine synergistische Zusammenarbeit gelangen. Für das Bauen mit Holz bzw. Holz100 ist «BSS Architekten» mit im Boot. Für die heilende und organische Architektur konnten wir Yaike Dunselman von «9graden architectuur» gewinnen. Für die professionelle Spitalplanung können wir auf die Expertise von «Medplan» vertrauen, denn natürlich wollen wir auch ein Spital, das sämtlichen modernen Anforderungen an Technik und moderne Abläufe genügt.
Mit der Zusammensetzung der ARGE fühlten wir uns gut gerüstet für den weiteren Weg, und wir starteten in das Vorprojekt, das uns bis zum Sommer 2021 beschäftigte.
Unsere Klinik befindet sich mitten im Dorf; sie gehört zum Dorf, auch wenn sie ihre Gesundheitsdienstleistungen für Menschen aus der ganzen Schweiz und darüber hinaus anbietet. Für uns sind der Kontakt und die Nähe zur Gemeinde wichtig. Hier schliesst sich der Kreis zur Ausgangslage mit dem Quartierplan, dem die Neubauten entsprechen müssen. Dieser hatte einen Wettbewerb als qualitätssicherndes Element für die Gemeinde vorgesehen. Um die Vorgaben aus dem Quartierplan auch mit dem neuen Projekt einzuhalten, investierten wir in intensive Abstimmungsprozesse mit der Gemeinde. Dafür haben externe, von der Gemeinde benannte Architekten unser neues Projekt vertieft unter die Lupe genommen und dem Gemeinderat die Einhaltung der Qualität bestätigt.
Ende 2021 hatten wir die baulichen und technischen Fragen geklärt und eine Einigung mit der Gemeinde erreicht, sodass wir die Bauprojektphase auslösen konnten. Wir erreichten pünktlich das nächste Etappenziel und haben im Sommer 2022 das Baugesuch für das Klinikgebäude eingereicht. Die Profilstangen auf dem Gelände zeugten sichtbar von unserem Bauvorhaben. Wir waren sehr froh, dass es lediglich eine private Einsprache gab, was wir auch auf die jahrelange Pflege der Nachbarschaftsbeziehungen zurückführen. Neben der mittlerweile gelösten privaten Einsprache bearbeiten wir die zahlreichen amtlichen Auflagen, damit der Baubewilligung nichts mehr im Weg steht.
Wie eingangs erwähnt, war schon zu Beginn des Projekts klar: Bevor das Haus Wegman neu gebaut werden kann, muss ein neues Heilmittellabor entstehen. Damit lassen sich für das gesamte Bauprojekt teure Provisorien vermeiden. So intensiv wie die Planungsphasen für die Klinik waren sie vorab für das Heilmittellabor – auch für die Mitarbeitenden unserer Heilmittelherstellung war dies eine intensive Zeit. Sie wurden in viele verschiedene Fragen zur Ausgestaltung und vor allem zu den Abläufen von der Warenanlieferung bis zu den fertigen Produkten einbezogen.
Im Sommer 2021 erhielten wir die Baubewilligung für unser neues Heilmittellabor. Im Dezember konnten wir die Grundsteinlegung begehen. Einerseits war es ein zusätzlicher Aufwand, vor dem Klinikgebäude erst noch ein anderes Haus zu bauen. Andererseits aber konnten und können wir mit der Erstellung des Heilmittellabors Erfahrungen mit der Bauweise von Holz100, aber auch anderen Themen sammeln. Diese Erkenntnisse können wir nun für den Klinikneubau nutzen.
Es war für mich sehr eindrücklich, wie schnell das Heilmittellabor aufgrund der vorgefertigten Holzelemente aufgerichtet werden konnte. Im Kontrast dazu erlebe ich nun den Innenausbau, der natürlich genauso lange dauert wie bei anderen Neubauten auch.
Als weiteren Vorteil des Holzbaus habe ich zudem erlebt, dass nach den Betonarbeiten die Baustelle relativ ruhig war. Insgesamt war die Lärmbelastung durch den Bau deutlich geringer als erwartet. Der Verein für Krebsforschung und unsere anderen Nachbarn haben uns sehr unterstützt, indem sie für die teilweise mit den Bauarbeiten einhergehende Belastung insbesondere durch die Baustellenlogistik Verständnis aufbrachten. Patrick Meyer Studium
Eindrücklich war und ist für mich auch zu erleben, wie gross das Spannungsfeld zwischen innovativen Ideen und dem Einhalten von Regulatorien und Vorschriften ist! Dadurch werden wir trotz Machbarkeitsstudie und aller Expertisen stark herausgefordert. Umso mehr bin ich erfreut, dass nun die letzten Arbeiten für den Bezug des Heilmittellabors, der erste Holz100-Bau auf dem Klinikgelände, erfolgen. Und anschliessend starten wir mit dem Klinikneubau – wir sind dafür gut gerüstet, nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen Erfahrungen, die uns die bisherigen Projektetappen ermöglicht haben.
Den Mitarbeitenden sind die Herausforderungen, die das Neubauprojekt an uns stellt, ebenfalls bewusst. Das bestätigt beispielsweise Pieter Wildervanck, der als Arzt im Neubauprojekt durch seine Beteiligung in der Neubaubegleitgruppe und in verschiedenen Nutzergruppen involviert ist. Hier kann er sich und seine fachliche Expertise als Nutzer einbringen und erlebt zugleich die Herausforderungen eines so grossen Unterfangens. Auch er freut sich, dass wir den Mut gehabt haben, architektonisch und baulich neue Wege zu gehen.
Dankbarkeit für das grosse EngagementYaike Dunselman, einer unserer ARGEArchitekten, hat kürzlich in seinem Vortrag an einer Holzbau-Fachtagung erklärt, er hätte bei der Lösung für unsere neue Klinik ein Gleichgewicht zwischen Leben, Gesundheit und Schönheit gesucht. Wir sind überzeugt, und das inzwischen fertig gestellte Heilmittellabor zeigt, dass dies gelungen ist. Wir sind dafür sehr dankbar, auch dafür, dass unsere Architekten und Fachplaner unsere Gedanken und Erwartungen verstanden haben und in eine Architektursprache übersetzen konnten. Philipp Schneider, Präsident Verwaltungsrat *Bau ohne Inneneinrichtungen und ohne Tiefgarage |
Zahlen und Fakten zum HeilmittellaborZeitraum der Erstellung: Oktober 2020 – Sommer 2023 |
Unsere Holz100-Projekte: Der Klinikneubau...
... und das neue Heilmittellabor